Elektrosmog am Arbeitsplatz

Berufstätige Menschen verbringen fast die Hälfte des Tages außer Haus. Die meiste Zeit davon wird auf dem Weg zur und von der Arbeit sowie am Arbeitsplatz selbst verbracht. Die Belastung am Arbeitsweg haben wir in separaten Artikeln zu den Themen Elektrosmog im PKW bzw. Elektrosmog in der Bahn erläutert.

1) Hochfrequenzbelastung am Arbeitsplatz: Hier sind nicht nur die Arbeitsgeräte, z.B. PC, Laptop, Firmenhandy etc. wirksam. Auch die privaten Geräte (Smartphones) der Arbeitskollegen haben einen Einfluss. Genauso wie in Schulen wird in Firmen, vorwiegend aus Kosten- und Bequemlichkeitsgründen, heute meist WLAN zur Vernetzung verwendet. Zudem ist der Trend erkennbar, dass, wiederum aus Kostengründen, bei Erneuerung von Hardware bislang kabelverbundene Geräte auf WLAN-Vernetzung umgestellt werden.

Büroumgebung mit Elektrosmog und Hamoni® Harmonisierer Mobil Typische Arbeitsumgebung in einem Großraumbüro: Viele Strahlungs- und Feldquellen auf engem Raum, sowohl durch private Handys als auch diverse Arbeitsgeräte.

Ein besorgniserregender Trend ist hier auch die zunehmende Verabschiedung vom kabelgebundenen Festnetztelefon. In nicht wenigen Firmen wird im Zuge der Umstellung der Festnetz-Telefonie auf IP-Telefonie auch auf WLAN-vernetzte Endgeräte gesetzt. Und dies, obwohl sich die vorhandenen kabelgebundenen Festnetztelefon-Endgeräte problemlos und günstig per Adapter weiterhin verwenden ließen. Diese Entwicklung ist oft auch von den Anbietern getrieben, die natürlich ein Interesse daran haben, neue Geräte zu verkaufen. Der Verantwortliche Technik-Einkäufer bzw. IT-Entscheider in der Firma denkt oft gar nicht an Elektrosmog. Schnell ist die Kaufentscheidung für eine funkbasierte Technologie gefallen, die meist auch billiger als kabelgebundene Technologie ist. Dem Management gefällt‘s: Die neue Technik klingt modern und ist zudem günstiger als Alternativen. Manche Firmen gehen auch dazu über, das Festnetz ganz abzuschaffen und setzen auf eine „mobile first“ („Handy zuerst“)-Kultur. So hat z.B. eine der weltgrößten Beratungsfirmen, PwC, in Großbritannien 2018 alle Mitarbeiter auf reine Smartphone-Erreichbarkeit umgestellt.

2) Niederfrequenzbelastung am Arbeitsplatz: Hier sprechen wir von den Feldern, die durch Stromversorgung und Stromverbrauch erzeugt werden, z.B. durch Maschinen in Produktionsbetrieben, aber auch durch Arbeitsplatz-PCs oder Firmenserver. Die Belastung kann hier je nach Berufsfeld und Lage des Arbeitsplatzes relativ zu den Feldquellen sehr unterschiedlich sein. Wenn Sie z.B. in einem Industriebetrieb direkt mit Maschinen arbeiten, die große Stromverbraucher sind, oder Ihr Büro neben dem Serverraum Ihres Betriebes liegt, ist ihre Belastung deutlich höher als wenn Sie an einem Arbeitsplatz-PC sitzen mit wenigen Kollegen und Maschinen in Ihrer unmittelbaren Umgebung.

Die Belastung kann in praktisch jedem Beruf stark schwanken, dennoch gibt es Berufsgruppen, die im Mittel deutlich höhere Belastung als andere Berufe zeigen. Wir wollen uns diese Berufsgruppen in einer Reihe von Artikeln auf dieser Webseite genauer ansehen und erklären, woher die besonders hohe spezifische Belastung bei ihnen stammt. Wenn Sie selbst keiner dieser Berufsgruppen angehören, heißt das nicht, dass Sie grundsätzlich wenig belastet sind, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für hohe Belastung im Mittel geringer.

Berufe mit hoher Elektrosmogbelastung:
Beschäftigte in der Industrie

Elektrosmog-Belastung von Industriearbeiter an CNC-Maschine Industriebeschäftigter an CNC-Maschine.

Elektrische Maschinen in der Industrie benötigen oft hohe Leistungen und Ströme. Damit geht ein hohes niederfrequentes Magnetfeld und niederfrequente Belastung einher. Die Nähe zu den Maschinen ist ein entscheidender Faktor bei der Belastung. Menschen, die Maschinen wie Laserschneidmaschinen, Schweißmaschinen, CNC-Fräsen, Roboter etc. bedienen, oder sich in der Nähe der Zuleitungskabel aufhalten, sind besonders gefährdet. Am stärksten belastet sind oft Arbeitsplätze in der Nähe von Verteilerschrank (meist ein ganzer Verteilerraum) oder Serverraum einer Fabrik. Diese Aussage gilt aber im Prinzip auch für alle anderen Arbeitsplätze, d.h. beispielsweise auch für Verteilerschränke oder Serverräume in Büros.

Übrigens muss hohe Belastung an einem Industriearbeitsplatz nicht zwingend durch die Arbeit an einer großen, leistungsstarken Maschine bedingt sein, wie das Beispiel Bekleidungsindustrie zeigt. Die Anzahl an Arbeitsplätzen in dieser Industrie ist bei uns zwar deutlich geschrumpft, doch hat man z.B. bei Näherinnen an elektrischen Nähmaschinen hohe NF-Belastung gefunden. In diesem Fall ist zwar die elektrische Leistung der Maschine vergleichsweise bescheiden, doch kommt hier der 2. wichtige Faktor für die Belastung ins Spiel: der Abstand zum Körper, der im Falle einer Nähmaschine sehr gering ist. Dieser Abstandsfaktor gilt natürlich auch für alle anderen Arbeitsplätze wo mit kleinen Motorleistungen, aber geringen Abständen gearbeitet wird, z.B. bei der Arbeit am Band.

Berufe mit hoher Elektrosmogbelastung:
Beschäftigte in Großraumbüros und Call-Centern

Ein Großraumbüro nach Dienstschluss. Die Leuchtstoffröhren belasten zusätzlich.

Die Arbeit im Call-Center ist mit enormem Stress und schlechter Bezahlung verbunden. Call-Center Mitarbeiter stehen an der Spitze derjenigen Arbeitnehmer, die wegen Depressionen und anderer stressbedingter Leiden krank geschrieben werden. Neben der hohen psychischen Belastung kommt am typischen Arbeitsplatz in dieser Branche sehr starke Stressbelastung durch Elektrosmog hinzu. Einerseits erzeugen die PCs der Mitarbeiter niederfrequente Belastung. Andererseits kommt eine ganze Reihe von Hochfrequenzquellen hinzu: Die PCs werden häufig per WLAN vernetzt. Zudem werden kabelgebundene Headsets zunehmend durch kabellose Headsets, die Daten über Bluetooth übertragen, ersetzt. Dadurch holt man sich einen Dauersender sowohl direkt an den Kopf als auch eine weitere Strahlungsquelle (Bluetooth-Dongle) an den Arbeits-PC.

In Großraumbüros, die nicht als Call-Center fungieren, fällt die Belastung durch das Headset zwar weg, allerdings beobachten wir dort einen anderen besorgniserregenden Trend. Immer häufiger wird dort das Festnetztelefon durch WLAN-Telefonie ersetzt. WLAN-Telefone haben eine geringere Sendeleistung als DECT-Telefone (also die herkömmlichen Schnurlostelefone). Das bedeutet aber umgekehrt, dass die Reichweite geringer ist. Bei WLAN-Telefonen liegt sie bei nur ca. 10 Metern. Das hat zur Folge, dass man in WLAN-basierten Telefonnetzwerken deutlich mehr WLAN-Sender benötigt. Kunden von uns, in deren Firmen auf WLAN-Telefonie umgestellt wurde, haben uns dies bestätigt. Das Absurde ist, dass uns dieselben Kunden sagen, dass sie für den Ersatz ihres vorhandenen Festnetztelefons durch ein schnurloses WLAN-Telefon gar keinen Bedarf haben, da sie ohnehin den ganzen Tag am eigenen Schreibtisch verbringen. Ein weiterer negativer Faktor: In Großraumbüros kommen häufig Leuchtstoffröhren zum Einsatz. Diese sind aus Elektromsog-Sicht die schlechteste Beleuchtungsart, zudem erzeugen sie Lichtflimmern, eine weitere Form von Umweltstress.

Literatur:

[1] Joseph, W., et al. Comparison of personal radio frequency electromagnetic field exposure in different urban areas across Europe. Environmental Res 110(7): 658–63.

[2] Röösli, M. (2014). Epidemiology of Electromagnetic Fields. Boca Raton, FL: CRC Press.

„Elektrosmog am Arbeitsplatz“ als pdf-Datei:

Elektrosmog durch 5G-vernetzten Schweissroboter

Prototyp eine 5G-vernetzten Schweißroboters: Der Roboter ist ein typisches Beispiel dafür, wie 5G die industrielle Fertigung revolutionieren soll. WLAN ist für die Steuerung zu langsam, man benötigt die niedrigen Latenzen (Signallaufzeiten) von 5G für die Realisierung der sog. „Industrie 4.0“. Durch diesen Trend, die es Konzernen erlaubt, eigene 5G-Netzwerke in ihren Produktionsstätten zu betreiben, kommt neben der teils hohen niederfrequenten Belastung auch zusätzliche Hochfrequenzbelastung auf die Beschäftigten zu.

Elektrosmog durch Arbeit an einer Nähmaschine

Arbeiterin an einer Nähmaschine in der Lederindustrie: Das Problem liegt im geringen Abstand zwischen Motor und Oberkörper bzw. Kopf. Dasselbe Problem haben alle Beschäftigten, die lange Zeit mit Maschinen in geringem Körperabstand arbeiten, z.B. Bandarbeiter. Man sieht hier, dass es nicht bloß auf die „Größe“ (d.h. den Stromverbrauch) einer Maschine ankommt, sondern genauso auch auf den Abstand der Maschine zum Körper. Eine kleine Maschine kann hier durchaus viel größere Felder als eine große Maschine erzeugen, wenn die kleine Maschine näher am Körper betrieben wird.

Beschäftigte im Call-Center

Arbeit im Call-Center: Viel Stress, viel Elektrosmog, geringe Bezahlung.